Da sitzt man zwischen den Stühlen – so sagen wir häufig – und es klingt dann eher danach, als sei dies ein überwiegend seltener Zustand. Aber sitzen wir gefühlt nicht öfter zwischen den Stühlen,
als es uns im Alltag bewusst ist? Steht nicht mitunter nur immer wieder etwas anderes auf den jeweiligen „Sitzpolstern“ dieser Stühle, zwischen denen man dann hin- und herschaukelt und versucht, sich „einzuschwingen“? Welche enormen Kräfte und Widersprüche muss man für sich zunächst in Einklang bringen – während man gleichzeitig darum ringt, sein Gleichgewicht und damit auch sich selbst in der eignen „inneren“ Balance zu halten…
Es ist oft zwischen Herz und Gewissen, zwischen Treue und Selbsttreue, zwischen „vorhandenen Mehrheiten“ und der eigenen Authentizität, zwischen Selbstpreisgabe und Kompromissen, zwischen möglichen Spannungen und dem eigenen „Grundbedürfnis“ nach Bequemlichkeit abzuwägen. Wir sind – wie ich glaube – recht leicht „verführbar“ dafür, uns kurzentschlossen anzupassen, weil es scheinbar weniger Energie kostet, weniger Auseinandersetzungen mit sich bringt. Aber: macht es uns glücklicher, zufriedener oder trägt es nicht eher dazu bei, sich gegen das eigene Empfinden, den eigenen Willen zu verändern und uns damit auch Stück für Stück von uns selbst zu entfernen?
Je öfter wir diesen scheinbaren „Energieverlust“ zu vermeiden versuchen, desto mehr laufen wir wohl Gefahr, uns selbst fremd zu werden oder vielleicht sogar irgendwann – bei allzu häufiger Anpassung an den Zeitgeist und mehrheitsfähigen Meinungen entgegen unserer eigentlichen Überzeugungen und Haltungen – uns für uns selbst bis zur eigenen Unkenntlichkeit zu entstellen…
S. C. O.