Die Macht der Worte liegt bei uns

Ich hörte gestern in einer Fernsehdiskussion, die an einen Punkt kam, der offenlegte, dass Menschen oft eher „fremdbetroffen“ auf Worte und Bezeichnungen reagieren, die Frage, ob man überhaupt „Mischling“ sagen dürfe. Als „Deutsch-Türkin“ und damit – wie ich mich gerne mit einem Augenzwinkern bezeichne – als „Beitrag zur Völkerverständigung auf kleinster Ebene“, beantworte die Frage nur für mich mit einem eindeutigen „Ja!“.

Ich bin ein „Mischling“ und es ist die Basis für all das, was ich an Vielfalt – und damit selbstverständlich auch an meiner inneren Vielfalt – liebe und was mich persönlich bereichert! Wir müssen vielleicht lernen, dass der Kontext und der Blick auf Menschen den Worten ihre Bedeutung geben und damit Betroffenheit auslösen können – oder eben einfach auch nicht. Wir entscheiden, was aus Worten und ihrer Wirkung auf andere oder aber auf uns selbst wird.

Die „Macht der Worte“ und die „Sprachgewalt“ sind doch wohl überwiegend auf die Verantwortung jedes einzelnen in den jeweiligen Situationen für das eigene gesprochene Wort und dem mit den Begrifflichkeiten mitschwingenden Grundrespekt vor allem Leben angewiesen. Kontroversen brauchen ganz einfach zunächst das unbedingte Bekenntnis zur Toleranz und damit eben auch zur Vielfalt.  

Gerade mein „genetisch angelegter eurasischer Cocktail“ gibt mir die Möglichkeit, mit einem mir eigenen Blick auf meine „Vorzüge und Macken“ zu sehen und sie oftmals einfach – je nach Situation – der „Mentalität“ zuzuschreiben, die in dem Moment die Oberhand zu gewinnen scheint:

Viele Dinge, die ich mit einer gewissen Gelassenheit „auf die leichte Schulter“ nehme, obwohl andere das nicht nachvollziehen können, schiebe ich gerne mit einem Lächeln auf meine „türkische Hälfte“, genauso wie ich die Momente, in denen meine Zuverlässigkeit und meine Verbindlichkeit sowie mein Wunsch, Menschen einfach so akzeptieren und eben grundsätzlich so annehmen zu wollen, wie sie sind, überwiegend mit einem Schmunzeln meiner „deutschen Hälfte“ zugutehalte.

So gesehen bin ich persönlich davon überzeugt, dass aus meinen völlig unterschiedlichen Hälften ein harmonisches Ganzes geworden ist – und damit eben eine sehr gute Mischung. Das ist ein Fazit, das aus meiner Sicht die Bezeichnung „Mischling“ für mich höchst akzeptabel und zu einer Beschreibung meiner Persönlichkeit macht: Ich bin, was ich bin – und das im Übrigen sehr gerne – und ich erinnere diesbezüglich gerne an Klaus Kinski, der es einmal sehr gut auf den Punkt brachte: „Wer mich beleidigt, entscheide ich!“ – Dies gilt dann allerdings gleichfalls für die Entscheidung, was mich beleidigt.

Sermin Christina Orucoglu