28. April: „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“

Heute ist der „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“, so las ich es morgens im Kalenderblatt für den 28. April. Dieser Gedenktag besteht seit 1984, wie ich daraufhin im Internet dazu recherchierte, weil es mich interessierte.

Aber: was macht man an solchen Tagen wirklich mit den von diversen Kommissionen und Institutionen ausgewählten „Themen und Problemen unserer Zeit“, die in einen „Gedenktag“ münden – eben außer ihrer einfach nur mal mit ein paar Buchstaben im Kalender zu gedenken und damit symbolisch auf sie aufmerksam zu machen?

Wenn man sich die Mühe macht und sich den Kalender im Jahresverlauf genauer ansieht, lässt sich feststellen, wie inflationär doch die sogenannten „Welttage“ bzw. Gedenktage scheinbar gesät sind: jeden Tag ein neuer Gedenktag und an manchen Tagen sogar mehrere auf einmal. Jeder, der einmal die Kalenderblätter eines Jahres auch nur „überfliegt“, stellt fest, dass es kaum ein Thema gibt, für das sich kein Gedenktag gefunden hätte.

 

Wie geht das eigentlich überhaupt: Einen Gedenktag festlegen?

Wer wählt das Thema, dem man Wichtigkeit geben will?

Was bringt es?

Wem hilft es?

 

Gedenktage werfen aus meiner Sicht viele Fragen auf und lassen die möglichen Antworten darauf – bzw. überhaupt erstmal die Einleitung einer Suche nach Antworten oder eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Themen, denen sie sich diese als solche bezeichneten Gedenktage offenbar bei ihrer Festlegung einmal widmen wollten – leider allzu oft vermissen. 

Entlastet es möglicherweise einfach zunächst eben nur unser „kollektives Gewissen“, wenn wir offenlegen, dass es Probleme und Themen gibt, aus denen oft deutlich sichtbar klaffende Wunden einzelner oder aber sogar vieler resultieren, in die wir als Gesellschaft eben durch die Schaffung diverser Gedenktage jeweils wahlweise mahnend, warnend oder aber erinnernd den Finger legen? Reicht es uns als Gesellschaft wirklich aus, diese Themen einmal im Jahr mit einem „Gedenktag“ im Kalender beim Namen zu nennen und sie ansonsten bestehen lassen, bis sich der Jahreskreis ein weiteres Mal eben wieder mahnend, warnend oder aber erinnernd schließt?

Es mag unserem Gewissen „Streicheleinheiten“ geben, aber es entbindet uns nicht von der Verantwortung – wie das Wort es schon in sich nachlesbar versteckt und als Aufgabe für uns definiert:

Verantwortung übernimmt derjenige, der zunächst überhaupt erstmal eine Antwort zu geben bereit ist bzw. sich in der Pflicht dazu sieht, eine solche finden zu wollen. Dies kann natürlich einer alleine sein oder aber wünschenswerterweise eben in der Gemeinschaft mit anderen als Bündelung von Synergieeffekten geschehen.

 

Irgendwie scheinen wir jedoch unzählige Gedenktage für durchaus wichtige Anlässe zu schaffen und kalendarisch zu verwalten, die die Anzahl der standardmäßigen 365 Kalendertage überschreiten und sie durch Mehrfachnutzung einzelner Daten auch deutlich überfrachten.  

Also wäre es vielleicht sinnvoll, die noch nicht ausgerufenen Gedenktage für weitere einzelne Ereignisse oder Themen, denen wir separat (möglicherweise noch) keine Wichtigkeit einräumen können oder wollen, zu einem allgemeinen Gedenktag zusammenzufassen.  Man könnte diesbezüglich doch so ähnlich verfahren, wie es z. B. mit dem kirchlichen Gedenktag „Allerheiligen“ umgesetzt worden ist, der sich der vielen ungenannten Heiligen ohne eigenen Namenstag angenommen hat: Vielleicht brauchen wir einen Gedenktag, für alle bisher und weiterhin noch ungenannten bzw. unbenannten Gedenktage.

Den Welttag könnte man beispielsweise „Gedenktag aller potenziell mehr oder weniger sinnvollen Welttage“ nennen, da sich unter ihm alle Themen unter einem Datum zusammenfassen ließen, die noch keine Kommission und keine Organisation für würdig oder sinnvoll genug befunden hat, einen eigenen „Gedenktag“ zu erhalten. Auch für diesen „Sammeltag“, wird sich doch vielleicht im Jahresverlauf noch ein Datum finden lassen.

Originell fände ich den 29. Februar – ein alle vier Jahre wiederkehrendes Ereignis, mit dem Rhythmus von Fußballweltmeisterschaften vergleichbar – nur vermutlich deutlich unwichtiger in der gesellschaftlichen Wahrnehmung… 😉