Schweigen ist farblos…
Es gibt einige Sprichwörter, bei denen man sich fragt, in welcher Zeit sie wohl entstanden sind oder aber, ob diese Redensarten als „generelle Handlungsempfehlungen“ überhaupt jemals sinnvoll gewesen sein könnten.
Zwei Beispiele, die man hierfür gut in Kombination miteinander setzen kann, sind:
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ und „Der Klügere gibt nach“.
Hat es jemals eine wirklich schlüssige Erklärung dafür gegeben, was erstrebenswert daran sein könnte, dass der Klügere um der Harmoniewillen lieber der Dumme sein sollte? Auch die Frage, wie man diese enorme Selbstbeherrschung aufbringen sollte, zu so manchem Unsinn tatsächlich zu schweigen, der gerade heutzutage gerne ohne große inhaltliche Substanz in sekundenschnelle weitergetragen wird, drängt sich mir zudem mehr und mehr auf.
Wem könnte damit geholfen sein, wenn wir uns aus einer Art von Bequemlichkeit heraus dazu entschließen würden, der Ignoranz den Vorzug zu geben, statt uns der Mühe eines kritischen, aber konstruktiven Austausches mit schwierigen Themen und oft sehr unterschiedlichen Haltungen zu unterziehen.
Es ist doch vielmehr ein Gewinn, wenn man nach oft zähem „Ringen“ um Positionen und Meinungen feststellt, dass man eigentlich weitaus weniger weit auseinanderliegt, als man zu Beginn einer Diskussion dachte und ein Konsens oder eine Akzeptanz danach auf einmal in greifbare Nähe rückt. Zu einer erkennbaren Ignoranz zu schweigen, ist oftmals eben kein Beleg für eine Form von Toleranz, sondern manchmal eher ein Eingeständnis einer Art von Gleichgültigkeit zur Wahrung unserer eigenen „Komfortzone“.
Insofern ist ein Schweigen, um des Schweigens willen weder Silber, noch Gold wert. Das Schweigen an sich ist farblos…