Das „Feste“, das ich Freunde nenne…

„Etwas Festes muss der Mensch haben, daran er zu Anker liege, etwas, das nicht von ihm abhange, sondern davon er abhängt“ so lautet ein Zitat von Matthias Claudius, das mir gerade durch den Kopf ging. Etwas Festes, woran man zu Anker liegen oder an das man sich vertrauensvoll lehnen kann – da hat sicherlich jeder eine andere Idee davon, was dies für ihn sein kann. Für die einen ist es der Glaube an „ein höheres Wesen“, für die anderen möglicherweise der Lebenspartner, die Familie, die Freunde oder aber etwas völlig anderes, das den notwendigen Halt und die Zuversicht vermitteln kann, die wir brauchen, um auch in für uns schwierigen Situationen eine Zuflucht oder eine“ innere Heimat“ zu finden.

Vor rund 15 Jahren habe ich in dem Vorwort meines ersten „lyrischen Gehversuchs“ mein Buch all denen gewidmet, die meiner Seele ein Zuhause geben. Dieser Gedanke und dieses Bild haben sich für mich über die Jahre mehr und mehr verstärkt und sich tief in meinem Innersten fest verankert. Ja, an diesem Bild hänge ich und in dieses Gefühl des Verstanden- und des Aufgefangenwerdens – ohne dass es dazu viele große Worte und Erklärungen braucht – kann ich mich hineinfallen lassen und vertrauensvoll hineinlehnen.

Einfach sein dürfen; ohne Vorsicht ganz arglos vor einander laut denken zu können; miteinander mitunter auch übereinander herzlich zu lachen; mitzufühlen, wenn der andere leidet; sich an dem Glück des anderen erfreuen zu können und – nicht zuletzt – auch gerade jetzt in dem Augenblick, in dem ich diese Erkenntnisse haben darf, die Dankbarkeit und die Demut darüber zu empfinden, dass ich all diese hier nur beispielhaft aufgeführten Situationen und Gefühle mit so vielen völlig unterschiedlichen Menschen auf so viele wiederum andere Arten und Weisen erleben und so deutlich wahrnehmen kann das ist etwas „Festes“, das mich trägt. 

Ja, daran darf ich als Mensch für mich gefühlt und spürbar zu Anker liegen, wenn mein Lebensschiff wankt oder in schwierige Fahrwasser gerät. Wenn ich vielleicht sinnbildlich das Ruder kurz mal aus der Hand geben muss und einem anderen vertrauensvoll meinen Kurs und seine Einhaltung ohne Vorbehalte und ohne Angst, von meiner persönlichen „Reiseroute“ abzukommen, überlassen kann.

An dieses Gefühl und diese Zuversicht kann ich mich halten und mich darin hineinlehnen, wenn mir der Boden sprichwörtlich unter den Füßen weggezogen zu werden scheint und ich intuitiv ganz automatisch nach etwas Vertrautem suche, das meinen Fall bestmöglich abfedert oder ihn vielleicht sogar verhindern kann.

Aber natürlich brauche ich auch in den Momenten höchsten Glücks und größter Freude und Zufriedenheit die Bodenhaftung und die Erdung, um mich nicht zum Übermut verleiten zu lassen oder aber diese Gefühle nicht für selbstverständlich oder aber mir „verdient zukommend“ zu halten. Auch das Glück braucht die Wahrnehmung der Demut, um dadurch erst spürbar und bewusst als ein Geschenk für einen Augenblick empfunden werden zu können.

Der Oberbegriff für das „Feste“, von dem ich tatsächlich sehr gerne abhänge, lautet dementsprechend Freunde – und einer meiner engsten Freundinnen, die heute Geburtstag hat, widme ich nun mit einem Lächeln und meinen besten Wünschen diesen kurzen gedanklichen Ausflug… ?

S. C. O.