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Wer will „Volksvertreter können“???

Manchmal wünschte ich uns, dass vor den vielen überflüssigen Aussagen ohne aktuelle Relevanz – wie z. B. den selbstbewussten Vorstößen diverser Politiker, wer so alles „Kanzler kann“ – der für das Volk spürbare Beweis aller gewählten Mitglieder des Bundestags erfolgen möge, dass diese zunächst „Volksvertreter können“…

Nichts anderes besagt doch der reinen Wortbedeutung nach wohl diese auf den Punkt gebrachte Bezeichnung für das Mandat, eben:
das Volk und dessen Interessen zu vertreten.

Jede darüber hinaus angestrebte persönliche Weiterentwicklung einzelner Politiker ist doch dann einfach nur noch eine Frage der Reihenfolge, der Zeit und der tatsächlichen Eignung.

Im Übrigen wäre bei dem einen oder anderen „potenziellen Kanzlerkandidaten“ zudem auch ein wenig Realismus bzgl. der Wahlchancen seiner Partei wünschenswert. Dementsprechend ließe sich dann für manch einen Volksvertreter – der Analyse der aktuellen und der zu erwartenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag Rechnung tragend – die Aussage beispielsweise wie folgt anpassen:

„Ich könnte Kanzler, aber ich kann rechnen!“ – und dies dann vielleicht auch wieder mit dem Volk… ?

S. C. O.

Das Ende der Angst

Es gibt Wege im Leben, die wir gehen müssen, ohne auch nur im Ansatz zu ahnen, wohin sie uns führen und welche Hürden und Chancen sie mit sich bringen werden. Wir laufen, wir stolpern, rappeln uns auf, laufen weiter, hasten wie durch einen endlos langen Korridor und erfassen nur flüchtig im Vorüberrennen, dass auf jeder der Türen, die rechts oder links auf dem Gang liegen, Schilder stehen. Oft sind sie kaum lesbar im Eiltempo, das manchmal unmöglich macht, lange genug mit dem Blick zu verweilen, um zu erkennen, was sich hinter den Eingängen verbergen könnte. Immer vorwärts und immer weiter geradeaus geht der schier endlose Weg – und dies solange, bis wir erkennen, dass wir das Tempo herausnehmen müssen, um: unseren Puls herunterzufahren, eine Standortbestimmung durchzuführen und einen Plan zum weiteren Vorgehen zu entwerfen, der uns wieder zu „Herren der Lage“ werden lässt. Wenn wir etwas lösen wollen, müssen wir es zunächst einmal überhaupt verstehen. Das erfordert Ruhe, Geduld, Distanz, Reflexion und den realistischen Blick auf die Situation.

Und nun, da ich die Geschwindigkeit drossele, darüber wieder zu Atem kommen und den Blick endlich wieder einmal länger auf etwas ruhen lassen kann, sehe ich, dass geradeaus vor mir endlich die Tür liegt, nach der ich in der Hektik des Geschehens immer gesucht habe. Ich reibe mir die Augen, um sicherzugehen. Tatsächlich – da steht es ganz klar lesbar: Ende der Angst.

Ich bin erleichtert und doch etwas unsicher: Was mag dahinter liegen? Ich drücke vorsichtig die Klinke herunter und sehe im Lichtschein, der nun freigegeben wird, dass auf der Türschwelle ein Wort in Großbuchstaben auf dem Fußboden prangt. Dort steht einfach nur: GEWISSHEIT!

Ja – genau das ist es wohl, was das Ende der Angst erst möglich macht. Nicht „RETTUNG“; nicht „LÖSUNG“; nicht „WAHRHEIT“; nicht „SIEG“, sondern einfach nur erstmal GEWISSHEIT, die hier schon ausreicht, um einen akzeptablen Abschluss und eine Neuorientierung überhaupt wieder zuzulassen.

Und da alles, was vergangen ist, immer wieder neu beginnt, liegt hinter dieser Türschwelle nun bereits schon der nächste Korridor meines Lebensweges bereit – und unter allen weiteren Türen, die nun wiederum dahinter liegen mögen, sucht mein Auge ganz gezielt nach dem Eingang mit der Aufschrift „ZUVERSICHT“ und die Hand greift automatisch und ganz beherzt nach der Türklinke…

Sermin Christina Orucoglu

„Meinem“ Stern folgen…

Was für ein Bild – nicht „einem“, sondern „seinem“ Stern folgen. Ohne Fragen, ohne Zögern, ohne mögliche Zweifel von außen als Hemmnisse zuzulassen. Einfach nach oben sehen, den Kurs ausrichten und laufen, rasten, links und rechts schauen und verweilen, solange es nötig ist.

Und immer wieder diese „Irrlichter“, die zu Umwegen und Irritationen verleiten, weil zur selben Zeit alleine in Deutschland fast 83 Millionen Menschen ihrem jeweiligen Stern folgen. Wie schnell es in der Hektik und durch Flüchtigkeitsfehler da zu Verwechslungen kommen kann und: zack – schon folgt man dem „falschen Stern“. Und da sieht man wieder, wie verwöhnt wir heutzutage durch unsere „übertechnisierte“ Welt sind, wenn wir feststellen müssen, dass keine klare und bestimmte Anweisung kommt: „Bei nächster Gelegenheit bitte wenden“ oder „Die Route wird neu berechnet“.

Hier merke ich doch deutlich, wie verführbar ich inzwischen bin – und gleiches gilt auch für den überwiegenden Teil meiner Zeitgenossen – für die scheinbare Bequemlichkeit der technischen Unterstützung, die „gefühlt“ schon eher in eine „schleichende Entmündigung“ auszuarten scheint.

Und so an das Ausregeln im Alltag durch Routine, Technik und schlaue Leitfäden gewöhnt, darf ich mich doch nicht wundern, dass die „Kurskorrektur“ und die Wiederausrichtung auf „meinen Stern“ nach dem „Verlaufen“ nicht ganz so leicht ist. Meine „Sinne“ müssen erstmal wieder mühsam lernen, mich auf eigenständige Entscheidungen und auf überwiegend intuitives und auf eigene Erfahrungen basierendes Handeln zu verlassen. Es braucht Vertrauen – und das muss erst aufgebaut werden bzw. ist es eher wie ein Wiederkennenlernen der eigenen Person und der vorhandenen Talente, Kenntnisse und Fähigkeiten, über die ich als Kind nicht nachgedacht, sondern die ich „einfach so“ genutzt habe.

Verrückt – oder nicht? Wir schaffen es, einer hochtechnisierten Welt ohne viel nachzudenken einen Vertrauensvorschuss ungeprüft entgegen zu bringen, obwohl nur ein banaler Stromausfall, ein defekter Computerchip, ein „zufällig zu Schaden gekommenes Kabel“ – kurz eine unscheinbare Kleinigkeit – das vollständig ausgeklügelte System zum Erliegen bringen können, um uns im Anschluss daran vor Augen zu führen, wie hilflos wir sind. Und schon sind wir klein und ohnmächtig und klagen uns dafür an, uns von der Technik vollkommen abhängig gemacht zu haben. Wenn der „Ausfall“ länger andauert, kommen wir fast schon auf die Idee, dass etwas „schiefläuft“ und wir schnellstmöglich zurückkehren müssen zur Eigenverantwortung und die selbstgewählte Knechtschaft gegenüber einem zum Götzen in einem Mantel aus eiskaltem, grauen und gehärteten Stahl und einem kaum noch überschaubaren Innenleben aus Platinen, Leitungen, Chips, Transistoren und Dioden aufgeben müssen.

Ja – es ist unschwer zu erkennen, dass nicht mehr die Technik uns Menschen dient, sondern wir inzwischen gegenüber der Technik in fast sklavische Abhängigkeit verfallen sind. Wir vertrauen auf einen seelenlosen und nach menschlichen Fähigkeiten programmierten „Weltenherrscher“ – und erschrecken darüber grenzenlos bis… … der Stromkreis wieder geschlossen und die Welt wieder in Ordnung ist. Puh – Schwein gehabt – keine Veränderung nötig! WIR sind wieder Herren des Geschehens – auch wenn wir „Normalos“ weder verstehen, warum das System tatsächlich zum Erliegen kam und gleichfalls mit den Achseln zucken würden, wenn wir erklären sollten, warum es jetzt denn nun wieder funktioniert.

Und so bin ich inzwischen auch viel zu sehr daran gewöhnt, mich allzu oft aus Bequemlichkeit der unübersehbaren Menschenmasse anzupassen, die ganz einfach und blindlings den breiten Pfad der fortschreitenden Zivilisation und der gierigen und offenbar unstillbaren Sehnsucht nach immer weiterem Fortschritt einschlägt – und sich auf dem Weg dahin die Umgebung und Lebensräume gegen das eigene Gefühl konsequent und unbeirrbar „schönredet“. Bloß nichts verändern. Wer weiß, wohin das dann führt?

Wir sind so anmaßend in unserem Streben nach dem was wir lieben oder begehren, das wir wohl seit der Vorstellung eines Gottesbildes nicht mehr damit klarkommen können, einfach „nur Geschöpfe“ zu sein. Nein – wir wollen selber Schöpfer sein – wir streben nach DER PERFEKTION, wohl wissend, dass die Fehlbarkeit vielleicht der menschlichste und womöglich gar der liebenswerteste Zug an uns ist. Gut – vielleicht streben wir nicht alle danach, aber wer zusieht und gemütlich mitläuft, der lässt es trotzdem zu – egal, ob mit oder ohne oft still geäußerten Protest.

Ja – wir sind Menschen und wir verlieben uns oftmals in das, was uns ähnlich ist oder aber was wir für erstrebenswert und uns zukommend oder ähnlich halten. Und manch einer, der das Wesen der Liebe nicht verstanden hat, strebt danach, zu werden, was er liebt: und so sehen wir mannigfaltige Versuche – auf der Skala unnötig bis absolut abstoßend – in denen der Mensch beweist, zu welchen Erfindungen und Handlungen er fähig ist. Und da wir unperfekt sind und „menscheln“, werden wir das, was jedes Kopieren ohne dementsprechendes Talent oder eine dafür nötige Anlage eben nur erreichen kann: wir werden eine schlechte Kopie oder bildlich gesehen ein Dianegativ. Wir werden eben niemals die angestrebten „kleinen Götter“, sondern oftmals gelingt uns so noch nicht mal mehr das, was doch als erreichbares und viel erstrebenswerter scheinendes Ziel vermutlich in den meisten von uns „ehemaligen Kindern“ tiefverschüttet „schlummert“: der Wunsch Mensch zu sein und im Einklang mit sich und der Welt zu leben. Nicht „Halbgott“ sein wollen, sondern „Vollmensch“ werden können.

Und während ich nun endlich mal wieder konzentriert in den Himmel schaue und das Sternenzelt länger in Augenschein nehme, wird mein Blick festgehalten von einem Stern, der etwas stärker zu leuchten scheint und sich kaum beschreibbar, aber für mich deutlich spürbar, irgendwie von den anderen abhebt. Ja, das könnte er sein… Und während ich noch denke, dass ich dringend im Gedächtnis behalten muss, dass ich diese gerade gelernte Lektion nicht vergessen darf, zücke ich mein „Diktiergerät“ und schalte es auf Aufnahme: „Memo an mich: dran denken, von Zeit zu Zeit den Blick auf etwas ruhen zu lassen – auf Menschen, auf Dinge, auf mich und ab und zu der Welt da draußen den Ton abzustellen, um die leise und mich mein Leben lang begleitende innere Stimme zu hören, die schon viel zu lange einsame Monologe führen muss. Memo: Ende.“

Ich schalte das Diktiergerät ab und schaue ein weiteres Mal nach oben. Einen kurzen Moment lang – na, wohl eher nur einen Augenaufschlag lang – schien „mein“ soeben wieder entdeckter Stern kurz aufzuleuchten. Und mit einem kurzen Wohlgefühl – gleich einem „nach Hause kommen“ nach einer langen Reise und wissend, dass man viel zu lange „weg war“ – denke ich schmunzelnd: „Ja, tatsächlich freuen wir uns offenbar beide darüber, uns endlich einmal wiederzusehen“ – und zwinkere lächelnd zurück!

Sermin Christina Orucoglu

Jeder Tag

Jeder Tag – ein neuer Anfang –
Neues Spiel und neues Glück.
Jeden Tag die Welt verbessern
Und sei es auch nur Stück für Stück.

Jeden Tag von neuem träumen,
Dass Weltfrieden möglich ist.
Jeden Tag von neuem glauben
An eine Freundschaft ohne Zwist.

Jeden Tag die faire Chance,
Neue Wege zu begehen.
Jeden Tag den Hoffnungsschimmer,
Alles wird schon gut ausgehen.

Jeden Tag die Macht zu haben,
Meine Richtung zu bestimmen.
Jeden Tag die Kraft zu haben,
Auch gegen den Strom zu schwimmen.

Jeden Tag glauben zu können,
Dass ich jemandem wichtig bin.
Immer die Gewissheit haben:
Jeder Tag ist ein Neubeginn!
S. C. O.

Ein „typischer Fall von denkste“… ?

 

Privatfoto: © S. C. Orucoglu


„Im Spiegel ist es tatsächlich immer genau das,
wonach es gerade aussieht“, steht auf einem selbstgebastelten Pfeil geschrieben, der in meiner Diele auf einen dort angebrachten Spiegel weist.

„Ist es nicht“, erwähnte irgendwann mal meine beste Freundin,
denn immerhin sei nun mal alles,
was im Spiegel zu sehen ist, seitenverkehrt darg
estellt. Und wie so oft – ich schätze als
kreative Chaotin ihre „Bodenhaftung“ – hat sie recht.


Selbst i
m Spiegel ist es also ganz offenbar nicht wirklich das, wonach es gerade aussieht. Dies wohl nicht zuletzt, weil ich sobald ich in ihn hineinschaue immer nur eine reduzierte Sicht auf einen Teilbereich habe, was ich als allgemeine „anatomische Grenze“ meinem „natürlich“ eingeschränkten Blickfeld verdanke. Somit ist und bleibt alles, was ich nicht wie ein Beobachter in der „Totalen“ wahrnehmen kann, ein für mich „blinder Fleck“.

Wir sehen im Spiegel also alles immer nur reduziert und bezogen auf das, was wir sehen können und dann auch tatsächlich sehen wollen. Für eine objektive Beobachtung – also für das eigene Spiegeln unserer selbst sind wir rein anatomisch einfach nicht „ausgelegt“. Wer also dem glaubt, was der Spiegel ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten „enthüllen“ darf, legt zuvor schon selbst das vermeintlich objektive Ergebnis fest.

Dementsprechend wäre die Tatsache, daran zu glauben, dass das, was wir im Spiegel sehen oder eben oftmals sehen wollen, demselben Bild entspricht, das ein neutraler Beobachter zur gleichen Zeit von uns wahrnehmen würde,  ein Trugschluss.

Damit wird dann allerdings endlich einmal etwas genau zu dem, wonach es sich auch gerade anhört:

Es handelt sich bei aller „Selbstspiegelei“ immer um einen „typischen Fall von denkste“… ?

Der Gaukler

 

Privatfoto: © S. C. Orucoglu


Ich bin ein Gaukler

Leg’ mir die Welt zurecht
Leb’ meine Träume
Und halte sie für echt

Ich bin ein Gaukler
Bring’ Licht in deine Welt
Geb’ mal den Clown
Und mal den Superheld

Ich bin ein Gaukler
Mal’ meine Welt bunt an
Sodass dein Auge
Sich daran weiden kann

Ich bin ein Gaukler
Ich mach’ euch gern was vor
Und treffe hier und da
Auch auf ein offenes Ohr

Ich bin ein Gaukler
Will, dass du glücklich bist
Wenn das die „Ordnung“ sprengt
Bin ich gern Anarchist

S. C. O.

Mein doch wohl eher „toter“ Daumen…

Der eine hat den grünen Daumen:
Alles gedeiht fast von allein.
Bei anderen – so wie bei mir –
Da geht sogar ein Kaktus ein.

Seit Jahren sehe ich dies Sterben
Und habe mich doch abgemüht.
Ich stürz’ die Pflanzen ins Verderben –
Meist haben sie nur kurz geblüht.

Mal gieße ich sie wohl zu viel,
Mal fall’n sie mir erst später ein.
Von vielen blieb mir nur der Stiel –
Ich kriege wirklich alles klein.

Es heißt, man soll mit Pflanzen sprechen,
Nur weiß ich meistens nicht worüber.
Das macht mir sehr viel Kopfzerbrechen –
Fällt mir was ein, sind sie hinüber.

Vielleicht sollte ich’s langsam begreifen:
Pflanzen und ich – das passt wohl nicht.
Ich will jedoch noch lang’ nicht kneifen –
So einfach mache ich’s uns nicht.

S. C. O.